2022-07-12: "Lebenszeichen aus der roten Ecke""
Nachdem die Saison für Ferrari und vor Allem für Charles Leclerc mit dem Doppelsieg zum Saisonauftakt und aus Charles‘ Sicht den Positionen 1 - 2 - 1 - 6 - 2 begonnen hatte, trübte sich in der Folge das Bild und man musste nach dem Kanada GP zurückblicken auf eine Serie von 6 Red Bull Siegen in Folge incl. der Tatsache, dass in jedem Rennen, das Verstappen beendet hatte, ein Red Bull gewonnen hatte.
Nicht immer war dabei die rollende Energy-Drink Werbefläche das Auto mit der besseren Pace, aber oft konnte Ferrari den Speed auf einer Runde nicht ins Rennen mitnehmen. Dazu kamen Fehler der Fahrer und Zuverlässigkeitsprobleme - und ein weltmeisterlich aufgelegter Niederländer.
Aus monegassischen Augen betrachtet setzte sich das Drama sogar in Silverstone fort. Obschon spätestens seit dem 2021-er Saisonfinale jeder weiß (oder mindestens hätte wissen müssen), dass nach einer späten Safetycar Phase Track Position zwar Silber, frische Reifen aber Gold sind, ließ man Leclerc draußen und Sainz nutzte die Gunst der Stunde und feierte in seinem 150. GP endlich den ersten - und zweifelsohne lang verdienten - Sieg in einem Formel 1 Rennen.
Ja, Binotto hat Recht, dass man ohne Platzverlust nicht beide hätte abfertigen können. Aber Leclerc war der Führende und ist in der WM der Aussichtsreichere. Man hätte daher entweder beide nur Leclerc zum Stop holen müssen, mit klarer Präferenz zu Ersterem.
Doch dann kam pünktlich zur Saisonhalbzeit der Red Bull Ring. Nach vielen Ferrari Poles war Verstappen nach Qualifying und Sprint vorn und dennoch lagen zum Zeitpunkt des nächsten Ferrari Drama die beiden roten Boliden vor Verstappen und beide hatten ihn zuvor mehrfach auf der Strecke überholt. Weil Ferrari einfach schneller war.
Ja, das gab nur 6 Punkte mehr als der große WM Rivale, aber für das Feuer im Team (bei Ferrari immer extrem wichtig) und die Spannung in der WM war das Rennen und sein Ergebnis ein Wendepunkt.
Natürlich ist Max nach wie vor Favorit und selbstredend wird er am Ende seinen Titel verteidigen. Aber es wird nicht langweilig und hebt sich somit von den Hamilton-Jahren der 2010-er wohlwollend ab!
Dass zudem beide Top Teams eine Nummer 2 mit Nummer 1b-Qualitäten und einem Fall auch -Ambitionen vorweisen können erhöht sicher noch das eine oder andere Mal den Spaßfaktor für die Zuschauer und den Adrenalin-Wert des Matteo Binotto.
Hätte ich das erste Alex‘ Corner der heurigen Saison 2 Wochen eher geschrieben, hätte ich mich an dieser Stelle über Mick Schumacher lustig gemacht, der es als fast einziger Fahrer im Feld nicht geschafft hatte, WM-Punkte zu ergattern. Und das in einem Haas, in dem der jung(geblieben)e Formel 1 Rentner Kevin Magnussen gerade zu Saisonbeginn die Gunst der Stunde nutzte, um regelmäßig ordentliche Punkte zu sammeln.
Was der der junge Mann mit dem großen Namen aber seitdem zeigt, lässt aufhorchen. Noch in Silverstone und im Sprint von Spielberg brav hinter seinem Teamkollegen und mit der schon fast sprichwörtlichen Mischung aus Pech und Unfähigkeit Sprint-Punkt-los, hat er im GP von Österreich erstmals sein volles Potenzial gezeigt und an diesen 2 Wochenenden wohl seine Zukunft als Formel 1 Rennfahrer gesichert. Hut ab!
Und dann ist da ja auch noch Mercedes. Die Saison läuft komisch für die Silbernen. Im Prinzip ist man immer klare Nummer 3 gewesen mit Resultaten, die die 2 Briten näher an Ferrari/ Red Bull vor ihnen als an McLaren/ Alpine oder zuweilen Alfa Romeo und (wieder) Haas hinter ihnen erscheinen lässt.
Und obwohl auch ein endlich auf Augenhöhe mit Russel agierender Lewis Hamilton seine Form wiedergefunden zu haben scheint, war er in Österreich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in der Lage, einem der 4 Top-Leute gefährlich zu werden.
Stattdessen profitieren die beiden immer wieder von Ausfällen und Fehlern anderer sowie eigener Präzision, Zuverlässigkeit und Emsigkeit. Das macht für mich George Russel bis dato zum Fahrer der Saison.
Und gerade weil man entgegen jeglicher Realität im Team das Gefühl hat, große Schritte nach vorn gemacht zu haben, kann das bislang angehäufte Punktekonto im Falle eines echten Schritts nach vorn zumindest im Einzelfall aus einem 4-Kampf einen 6-Kampf machen.
Natürlich müsste man an dieser Stelle auch auf die verkehrte Welt bei Alpine (Alonso brilliert ebenso konstant, wie Ocon punktet. Aber haste Scheiße am Schuh, …) oder 2 partiell überzeugende Asiaten eingehen. Oder - wenn sie nicht schon wieder zu Ende schiene- die überraschende Wiederauferstehung von Alfa Romeo. Aber das gebe ich mir für die nächste Edition auf, wo ich dann ggf. auch auf die unglückliche Karrierewendung eines noch 2021 so gefeierten Pierre Gasly eingehen werde!
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