2000-04-26: "Wie groß ist der Toleranzbereich?""
Das war ja mal wieder ein Wochenende! Spannender Grand Prix, der falsche Sieger
und dann wieder Skandale ohne Ende.
Da erleben wir endlich mal wieder einen wirklich spannenden Grand Pirx mit klasse
Überholmanövern, gut aufgelegten Joungstars, ohne herunterfallende Werbetafeln,
einem Sieger, der schon wieder keine Schnitte gehabt hätte, wenn der Mclaren
nicht 4. Gäge verlieren und mit Motorschäden ausscheiden würde
und während der normale Mensch schon lange schläft wird die FIA aktiv
und beschert uns den nächsten Lacher.
Zunächst sind außer Giancarlo Fisichella´s Benetton-Renault-Playlife-Mecachrome-Mild
Seven-Bridgestone alle in die Punkteränge vorgestoßenen Autos regelwidrig,
weil der Unterboden zu stark abgeschliffen wurde. Aber gleich 5 Autos disqualifizieren?
Das geht ja nun auch nicht. Also sieht man über diese kleinen Abweichungen
hinweg und sucht weiter. DC´s Frontflügel ist ein Stück zu tief.
Da kann man doch bestimmt etwas draus machen. Zumal er mit dieser Sache allein
dasteht. Es gab Unregelmäßigkeiten, es gibt eine Disqualifikation.
Klingt plausibel, also warum nicht.
Und doch nicht alles eitel Sonnenschein. Denn wenn es um aerodynamische Teile
geht, die sich nicht dort befinden, wo die Reglementierer sie hindefiniert haben,
erscheint doch in den meisten Gehirnen ein kleines Lämpchen mit der Aufschrift:
Da war doch was! Richtig. Man sprach damals von der "Windabweiser-Affäre",
die uns interessierte Formel 1 Zuschauer ins grübeln brachte. Jo Bauer, FIA-Deligierter
aber nicht imstande den Abstand eines Flügels vom Chassis zu messen, ein
Haufen unparteiischer Copperfield-Juristen, die aus einem glasklaren Reglement
einen Toleranzbereich herauszaubern und irgendwo hinter den Kulissen ein Bernie
Ecclestone, der in "seinem Spiel" die Karten immer wieder so mischt,
das es möglichst lange spannend bleibt.
Aber wie geht es in diesem Jahr weiter? Versucht man sich wieder Respekt zu verschaffen
und disqualifiziert alle Sünder, womit Fisichella vor Button und Verstappen
gewonnen hätte. Oder fängt man mit einer kilometerlangen Argumentationskette
an, der schon nach zwei Sätzen fast niemand mehr folgen kann und niemand
mehr folgen will und erklärt dann, dass man aufgrund dieser Überlegungen
zu dem Ergebnis gekommen sei, Coulthard zu disqualifizieren und die anderen nicht.
Oder packt man das ferrarirote Anarchie-Lineal wieder aus und stellt fest, dass
auch brasilianische Rennkommissare nicht messen können. Dann erhält
Coulthard seine Punkte zurück, und die FIA setzt ein nächstes Signal
in Richtung ´macht was ihr wollt, Hauptsache ihr liefert eine gute Show
ab`.
Aber was kommt als dann als Nächstes? Ist nicht vielleicht die Geschwindigkeitsbegrenzung
in der Boxengasse nicht eher als Richtgeschwindigkeit zu interpretieren, an die
man sich zwar halten sollte, aber wenn man gerade der einzige ist, der tankt,
dann besteht ja auch keine so große Gefahr für andere und dann könnte
man ja theoretisch... Wer nicht aus der ersten Reihe startet, der müsste
doch auch eigentlich um nicht erst Sekunden nach dem Start die Startlinie zu überqueren
etwas früher losfahren dürfen oder zumindest dann auch wieder etwas
früher abgewunken werden.
Man darf gespannt sein auf die Entscheidung in Paris, die Dienstag oder Mittwoch
vor dem Imola Grand-Prix bekanntgegeben wird. San Marino ist übrigens in
Italien. Wäre es nicht auch aus finanzieller Sicht ein interessantes Szenario,
wenn der Italiener Fisichella dort als WM-Spitzenreiter anreisen würde?!
Viel Glück und viel Segen - Didi Hegen !
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