2002-05-26: "Coulthard beantwortet die Häkkinen-Spekulationen!""

Schon nach dem Qualifying war zu erwarten, dass dies ein spannendes Rennen werden würde. Und wir wurden nicht enttäuscht. Obwohl der Start und auch die ersten Runden ohne größere Zwischenfälle verliefen, kam es wie gewohnt in den Leitplanken von Monte Carlo zu einigen Ausfällen. Ein kurzzeitiger davon, nämlich der des barrichello´schen Verstandes, beendete für Kimi Raikkönen das Rennen und für Rubens selbst alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung. Dass er dann auch noch das ach so beliebte pit-lane-speeding praktizierte, führte dazu, dass selbst die schnellsten Rennrunden, die er gegen Ende des GP fahren konnte, ihm nicht mehr zu WM-Punkten verhalfen.

Ein sehr schönes Beispiel, wie man gerade gewonnene Sympathien schnell und unkompliziert wieder los wird. Wie man trotz ? oder besser gerade durch einen Doppelsieg - zum Verlierer des Monats wird, haben uns die Verantwortlichen des Ferrari Teams ja schon in Österreich bravourös dargelegt. Zur Unnötigkeit einer solchen Aktion in dieser Phase der WM haben die internationalen Medien sicher schon genug geschrieben; und vor Allem viel zeitnäher als ich! Wenn man sich aber entscheidet, einen GP auf diese für einen Weltmeister höchst peinliche Art und Weise zu gewinnen, sollte man auch Mann genug sein, auf das obere Treppchen zu gehen, die Trophäen zu übernehmen und in der Pressekonferenz dem Teamkollegen zu danken. Denn zu sagen: ?Nimm die Glückwünsche entgegen, lass Dich als Sieger feiern aber überlass mir die Punkte und den Platz in den Geschichtsbüchern.?, funktioniert nunmal nicht! Und ein solcher Verstoß gegen die Statuten der FIA sollte dann auch durch eine empfindliche Geldstrafe gerügt werden.

Zur Frage nach einer weitergehenden Bestrafung des Teams wegen Stallregie zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch nicht direkt um die Weltmeisterschaft geht, was laut Reglement ja auch verboten ist, kann man getrennter Meinung sein. Da man eine Stallregie aber nicht kontrollieren kann, bin ich der Meinung dass hier diejenigen reagieren müssen, für die das gesamte Spektakel veranstaltet wird: Die Fans. Und diese haben Ihre Meinung zum Thema wohl unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Nach der ?Initiative 15.30? und dem ran-Boykott um 20.15 Uhr haben die Zuschauer nun auch in der Formel 1 ihre Macht ausgespielt und das Top-Management von Ferrari in Person von Montezemolo zu einem unmissverständlichen Machtwort gedrängt. Es lebe der Sport!

Aber zurück ins Fürstentum. Es gibt ja noch einen Sieger zu feiern! Wie Phoenix aus der Asche (das wollte ich immer schon in einem Artikel unterbringen) spielte sich pünktlich zum Saisonhighlight McLaren in Form von David Coulthard wieder ins Rampenlicht, nachdem er durch seine bescheidenen Leistungen, die nur noch durch die Unzuverlässigkeit des Autos (gerade bei Kraikkönen) unterboten werden konnten, in die Gefahr geriet, seinen Platz bei McLaren spätestens zum Saisonende (an Häkkinen???) zu verlieren.

Mit einer gewagten Taktik, nämlich neue Reifen am Start zu verwenden, von denen man weiß, dass sie zunächst zwar sehr schnell sind, dann jedoch massiv abbauen und sich erst nach einigen Runden wieder auf das normale Niveau erholen und vollgetankt um in jedem Fall später als die Konkurrenz tanken zu können. Der Plan war ganz einfach: Mit den frischen Reifen schon am Start oder spätestens in den ertsen Kurven die Spitzenposition übernehmen, Nach 2 schnellen Runden die Tatsache ausnutzen, dass niemand einen funktionierenden McLaren überholen kann, wenn der Fahrer das nicht möchte (und dass das in Monaco so ist , weiß nach dem Kampf von Coulthard gegen Bernoldi 2001 keiner besser als der Schotte) und so mit 5 bis 6 gemütlichen Runden die Reifen ein wenig schonen, um dann vorne weg zu fahren und durch den späten Stopp keinem anderen auch nur den Hauch einer Chance zu lassen, an ihn heran zu fahren.

Es war sicher etwas Glück im Spiel, dass dieser Plan aufging. Hätte Montoya nicht mit seinem schon kränkelnden Williams den Abstand zwischen Michael Schumacher und Coulthard ausgeweitet, wären die schnellen Runden des Ferrari nach dem Stopp womöglich eine ernste Gefahr geworden. Aber zum Glück werden Rennen ja nicht im Konjunktiv gefahren. Und die ?Coulness?, mit der DC seine Reifen schonte und sich nicht von dem sich hinter ihm aufstauenden Pulk beunruhigen ließ, verdient größten Respekt. Zu dieser Leistung kann man nur gratulieren. Sowohl dem Fahrer, sicher auch dem Team, aber nicht vergessen sollte man den Reifenhersteller. Der Michelin war ? im Qualifying noch weit mehr als im Rennen ? dem Bridgestone hoch überlegen. Beleg genug dafür ist die Startaufstellung mit 8 Michelin unter den ersten 10.

Auch Renault profitierte ein wenig hiervon. Aber nach den guten Leistungen von Trulli im bisherigen Saisonverlauf und den guten Ergebnissen seines Teamkollegen war der 4. Platz des Italieners höchstens ein erstes Stück Widergtumachung für das Pech, das ihn heuer so oft ereilte. Nach den Bestzeiten in den freien Trainings sowohl am Donnerstag als auch am Samstag hatte ich ihm sogar noch mehr zugetraut. Im Qualifying sah man aber dann einmal mehr, dass die ?Großen? nicht vor Samstag 13 Uhr ihre Karten auf den Tisch legen.

Auch der zweite Italiener zeigte eine ansprechende Leistung Hinter den beiden Ferrari der drittbeste Bridgestone-Pilot in der Startaufstellung und im Rennen erst nach 53 Runden zum Tankstopp gekommen, erfuhr sich Fisichella 2 weitere, gerade für Jordan äußerst wertvolle Punkte. Damit schiebt sich Jordan dann auch endlich in der WM an die leistungsgerechte 6. Position. Und sogar Frentzen konnte im Arrows seinen 6. Platz aus der Steiermark bestätigen, womit das glücklose BAR-Team jetzt das letzte ist, dem noch WM-Punkte fehlen. Panis ist nebenbei auch der einzige Fahrer, der noch nicht im offiziellen FIA-Gesamtstand auftaucht, da er noch keine gewertete Platzierung vorweisen kann.

Wer dies Rennen jetzt aber als Beweis dessen sieht, dass die WM noch längst nicht entschieden sei oder dass Ferrari jetzt nicht mehr überlegen wäre, dem sei gesagt, dass Michelin einen guten Reifen für Monaco gebaut hat, welcher der Hauptgrund dafür ist, dass nicht die beiden Ferrari in der ersten Reihe standen. Wenn es in Kanada wieder schneller wird und die aerodynamischen Qualitäten wieder mehr gefragt sind, werden Michael Schumacher und noch mehr Rubens Barrichello uns wieder Beweisen, dass Coulthard sich zwar im WM Kampf zurück gemeldet hat, aber leider nur um den 2. Platz. Und selbst da ist der gefährlichste Kontrahent ein Ferrari.

Selbst bei diesem Rennen konnte Michael Schumacher seinen WM-Vorsprung weiter ausbauen. Und seit heute ist das Thema Stallregie ohnehin nicht mehr akut. Selbst wenn Barrichello alle noch ausstehenden Rennen gewinnen sollte, reicht der Vorsprung Schumachers zum Gewinn der WM aus. Er muss nur jeweils direkt hinter dem Brasilianer über die Ziellinie fahren.

Irgendwie erinnert mich das ganze an die Saison 1994. Damals konnte übrigens nur eine Sperre Schumachers wieder Spannung in die WM bringen.....

Euer Alex!

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