2003-06-19: "Die Butter vom Brot nehmen lassen""
Anders kann man wohl die taktische ?Leistung? des BMW.Williams Teams nicht titulieren. In der bequemen Situation, beide Fahrzeuge in der ersten Startreihe zu haben und ausgestattet mit einer Fahrwerk-Motor-Reifen-Fahrer-Kombination, die doppelt siegfähig gewesen wäre, begeht das Team das sträflichste Fehlverhalten, das ich in taktischer Hinsicht in den letzten Jahren in der Spitze gesehen habe.
Die älteste und einfachste Grundregel, dass nämlich derjenige, der länger draußen bleiben kann, nach Abschluss des Boxenstopreigens vorne ist, völlig ignorierend, schenkt das in den letzten Monaten in die Kritik geratene Team Ferrari einen für Ralf Schumacher, das BMW.Williams Team und die gesamte Formel 1 so wichtig gewesenen Sieg.
Natürlich wäre die Situation vielleicht einfacher gewesen, wenn Montoya nicht mit der 10 Sekunden Bürde des Drehers unterwegs gewesen wäre. Selbstverständlich hätte auch ich gerne gesehen, wie ein Überholmanöver einen GP entscheidet. Aber wir sprechen hier nicht vom Motorradrennsport sondern von der Formel 1. Und das bedeutet eben, dass Überholen eines ähnlich schnellen Autos bei richtiger Flügeleinstellung unmöglich ist.
Ich selbst kritisiere das seit Jahren, zumal uns die Champ Car Serie immer wieder beweist, welche Möglichkeiten bezüglich des aerodynamischen Reglements dazu führen können, diesen Spannungskiller auch aus der Formel 1 zu eliminieren. Das jedoch ist eine Diskussion die auf einem anderen Blatt steht und uns nur zu hätte-wäre-wenn-Analysen führen kann.
Fakt ist derzeit nun mal, dass man nach dem letzten Boxenstopp in Führung liegen sollte, wenn man ein ernsthaftes Interesse daran hat, einen GP zu gewinnen. Und wenn man zwei Fahrer hat, die an einem Rennwochenende eine Leistung zeigen die Siegambitionen realistisch erscheinen lassen, dann gehört für mich die Person entlassen, die entschieden hat, dass man nicht zumindest einen Tank beim ersten Stopp so voll macht, dass man länger auf der Strecke bleiben kann, als der als recht durstig bekannte Ferrari. Dass die Reifen dieser Belastung standhalten, hat man spätestens an der Tatsache erkannt, dass bei den meisten Michelin Teams die vorderen Reifen gar nicht gewechselt wurden.
Völliger Quatsch ist es, so wie einige meiner Kollegen bei den großen Zeitungen es getan haben, den Fehler bei Ralf zu suchen, der einen Überholversuch hätte starten sollen.
Probleme, von denen man bei McLaren an dem Wochenende nur träumen konnte. DC fiel einmal mehr durch konsequente Leistungsverweigerung auf, Raikkönens Rennen war schon 23 Stunden vorm Start gelaufen, als er auf der Quali-Runde 101% gab, was bekanntlich eins zu viel ist. Mit 3 Punkten für den 6. Platz hat er den Schaden aber zumindest begrenzen können. Nur nebenbei: Selbst Raikkönen hat nach der ersten Runde keinen Platz mehr durch ein Überholmanöver gutmachen können. Trotzdem war man dort froh, am Sonntag Abend abreisen und das Rennwochenende abhaken zu können und sich auf das neue Auto konzentrieren zu können.
Nichts anderes als ein dickes Kompliment fällt mir zu Alonso ein. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen sauschnell und fehlerfrei. Schade nur, dass Barrichello schon so früh sein eigenes und auch das Rennen von Jarno Trulli wegschmeißen musste. Das wäre sicher sehr interessant geworden, zu sehen ob einer der beiden durch eine etwas fuchsigere Taktik vorn hätte reinfahren können.
Auch Marc Webber hat mal wieder bewiesen, was ein guter Fahrer aus einer Chance in einem schwachen Auto machen kann. Ich hörte übrigens davon, dass der schottische Dudelsack im Motorhome von McLaren schon bald durch ein australisches Didjeridu* ersetzt werden soll.
*Didjeridu, Holztrompete der australischen Ureinwohner (Aborigines). Der Didjeridu besteht aus einem von Termiten ausgehöhlten Eukalyptusast ohne separates Mundstück. Er ist etwa ein bis zweieinhalb Meter lang. Der Didjeridu wird von den männlichen Ureinwohnern zu Gesang und Tanz bei Feiern, Festen und Zeremonien gespielt. Der Spieler hält den Ton durch Zirkularatmung aufrecht und kann den Klang von einem lauten, dröhnenden Geräusch bis zu einem Summton variieren. Durch Zungenbewegungen können Triller gespielt werden. Zusatzgeräusche können durch Summen durch die Nase, durch Kehlkopffalsetto, Schlagen auf das Rohr oder das Imitieren von Tierlauten beim Spielen hervorgerufen werden. Aufgrund der extremen Schwingungen, die beim Spielen erzeugt werden, wird der Didjeridu bei den Aborigines auch als heilendes Instrument bei Krankheiten verwendet. Anfang der neunziger Jahre wurde der Didjeridu im Zuge des gesteigerten Interesses an Kultur und Kunst der australischen Ureinwohner in den Alternativkulturen des Westens zu einem beliebten Instrument. Auch im Jazz und in der Meditationsmusik wurde er aufgrund der Obertonqualitäten eingesetzt.
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